Das Burnout-Syndrom ist zwischen den Jahren 2004 und 2011 um das 18-fache gestiegen, weswegen die psychosomatische Erkrankung des inneren Ausbrennens heute mit Fug und Recht als eine Volkskrankheit bezeichnet werden kann. Nur sind seine Ursachen nicht immer nur allein im beruflichen Stress zu finden, sondern werde nach Aussage des Burnout-Coaches Dr. Mirriam Prieß durchaus durch eine Beziehungsstörung zu sich selbst hervorgerufen.
Menschen, die nicht wissen, was sie wollen und sich in ihrem Inneren nicht komplett fühlen, seien demnach dazu gezwungen, sich nach außen zu wenden und sich dort zu verausgaben. Diese Verausgabung führe nicht nur zu einer Grenzenlosigkeit, welche mit einem Erschöpfungsgefühl einhergehe, sondern bedinge auch eine immer größer werdende äußere Abhängigkeit. Burnout führe so schließlich zu der Identifikation mit einer falschen äußeren Identität, meistens dem eigenen Beruf.
Obwohl das Burnout-Syndrom so durchaus nicht nur durch beruflichen Stress hervorgerufen wird, wird der Krankheit dennoch immer noch ein berufliches-Etikett angeheftet. Der Grund liege darin, weil sich Burnout nun mal zu allererst im beruflichen Umfeld äußere und die Arbeit den Menschen zudem die Möglichkeit biete, sich immer weiter auszupowern, d.h. über alle Maßen zu erschöpfen. Gerade Berufe, in denen man sich grenzenlos beweisen könne, wie in der Wirtschaft oder in bestimmten Führungspositionen, haben daher eine hohe Burnout-Gefahr.
Versteht man das Burnout-Syndrom hingegen als Resultat einer Beziehungsstörung zu sich selbst, so dürfe es nach Prieß auch nicht verwundern, dass die Krankheit immer weiter auf dem Vormarsch ist. Denn gerade in der heutigen Zeit verfügen immer mehr Menschen über keine wahre Identität, welche gleichsam einhergeht mit gelungenen Beziehungen. Diese wiederum setzen eine Dialogbereitschaft voraus, die bereits im Elternhaus angelegt werde. Die Fähigkeit "Ja" und "Nein" zu sagen spiegelt sich hier wider und sei auch für die Entstehung des Burnout-Syndroms im Beruf ein bemerkenswerter Faktor. Die Gestaltung virtueller Beziehungen über soziale Netzwerke täten heutzutage dann ihr übriges, sich nicht mehr real im Dialog auf Augenhöhe zu begegnen und so immer weiter seine wahre Identität durch unwirkliche Profilfotos auf zu hübschen.
Das Burnout-Syndrom müsse nach Prieß so komplexer gefasst werden als bisher und manifestiere sich keineswegs ausschließlich durch ständigen beruflichen Stress. Vielmehr sei die Krankheit ein Ausdruck dessen, dass die eigene Identität in Schieflage geraten ist. Zur Kompensation beweisen sich die Menschen daraufhin über alle Maße im Äußeren beruflichen Bereich.